Ich bin gerade mal wieder genervt von all diesen Werbeanzeigen und Produktbeschreibungen, die derzeit mit KI werben. KI hier, KI dort, jetzt mit KI, die beste KI-gestützte bla bla bla. KI ist definitiv die aktuellste „Sau, die durch sämtliche Dörfer getrieben wird“. Und ich kann’s nicht mehr hören (sorry für die Formulierung).
Völlig klar ist: KI ist ein mindestens ebenso großer technologischer Quantensprung wie seinerzeit die Erfindung des Internets. KI wird in jedem Bereich unseres Lebens einziehen, beruflich, privat, sozial und unser Leben auf viele unterschiedliche, faszinierende Arten verändern – genauso, wie seinerzeit das Internet mit all seinen heutigen Ausprägungen. Und KI wird sich genauso wenig „abschalten“ lassen.
Aber, was ist eigentlich unser „Problem“ mit KI?
Ganz einfach: wir „verstehen“ es nicht! Entwickler, Wissenschaftler, Anwender sind nicht in der Lage, nachzuvollziehen, wie und warum KI ihre Ergebnisse erzeugt. Das liegt zum einen daran, dass die Ergebnisermittlung in neuronalen Netzen nicht mehr den Prinzipien der Algorithmik folgt, die wir in den letzten Jahrzehnten so ingenieursmäßig erlernt haben. Zum anderen daran, dass für die Lern- und Trainingsprozesse dieser neuronalen Netze eine derart unglaubliche Menge an Daten und Informationen benötigt wird, dass der Weg vom Input zum Output schlichtweg unseren Verstand überfordert. Es ist weder mathematisch noch organisatorisch beweisbar, warum und auf Basis welcher Kriterien eine KI zu ihrem Ergebnis gekommen ist.
Das bedeutet, wir müssen dieser Technologie nahezu blind „glauben“.
Wir Menschen haben bisher gelernt, dem technologischen Fortschritt weitestgehend zu vertrauen, weil die Ingenieurskunst und die Algorithmik zu nachvollziehbaren, beweisbaren Ergebnissen geführt hat, die jederzeit auch einer TÜV-Prüfung oder einem Wirtschaftsprüfer-Audit unterzogen werden können (gerade hier in Deutschland). Wir haben gelernt, dass Ingenieure und Informatiker fantastische Lösungen liefern, die durch ihre Reduktion auf 1 und 0 maximal logisch und berechenbar sind. Man hat uns ein technologisches Grundvertrauen anerzogen. Bei KI klappt das so aber nicht mehr. KI ist im Wahrsten Sinn des Wortes eine „Blackbox“ und es wäre gefährlich, unser anerzogenes Grundvertrauen hier nicht zu überprüfen.
Auch ich kann mich der Faszination durch KI nicht entziehen. Wenn ich mir ansehe, welch grandiosen Mehrwert wir durch den Einsatz von KI in Projekten, aber auch in Forschung und Lehre, erzielen können, dann ist das der eingangs erwähnte Quantensprung. Klar ist auch, dass es immer jemanden geben wird, der Technologie noch weiter auf die Spitze treibt – ungeachtet jeglicher Bedenken. KI wird nicht nur kommen, sie ist schon da und wir werden sie in jedem Lebens- und Arbeitsbereich einsetzen. Aber wir müssen wissen, auf was wir uns einlassen.
Stephen Hawking hat dazu gesagt: “KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann”. Let’s hope for the best!